Vor jeder Anschaffung eines Tieres, egal welcher Art müssen sich alle an der Betreuung und Pflege des Tieres Mitwirkenden ausreichend Gedanken darüber machen, ob sie den Ansprüchen des Tieres gerecht werden können. Die Frage, ob ein Goldhamster das geeignete Haustier ist, kann lediglich jeder für sich selbst beantworten und vor allem im Sinne des Tieres verantworten. Im diesem Kapitel möchte ich versuchen die Lebens- und Verhaltensweisen eines in Käfighaltung lebenden Goldhamsters aufzuzeigen und dadurch eine Entscheidungsfindung zu fördern.

Der Goldhamster ist und bleibt naturgemäß ein nachtaktives Nagetier mit einem festen Schlaf-/ Wachrythmus. Tagsüber hält sich der Goldhamster überwiegend in seinem Schlafhaus auf und verläßt dieses nur für wenige Minuten um beispielsweise Wasser oder kleinere Futterrationen aufzunehmen. In der Regel wird ein Hamster zwischen 19:00 und 22:00 Uhr wach und verläßt dafür für ca. 4-6 Stunden seine Schlafkammer. Diese Zeiten variieren von Tier zu Tier und vor allem Jahreszeiten bedingt. In den kälteren Wintermonaten können sich die Wachzeiten verkürzen bzw. nach hinten verschieben. Eine einheitliche Wachzeit ist daher nicht zu garantieren und individuell dem biologischen Rythmus des Tieres überlassen. 

Versuche einen Goldhamster "umzuerziehen" und zu einem tagaktiven Nager zu machen werden scheitern. Das Argument: "In der Zoohandlung sind Hamster ja auch früher oder tagsüber wach zählt an dieser Stelle nicht!". Vorweg sollte gesagt werden, dass Goldhamster sehr stressempfindliche Tiere sind. Die in Zoohandlungen vorherrschenden Umstände lösen unter anderem Stresssymptome beim Goldhamster aus, welche für eine zwanghafte "Tagaktivität" verantwortlich sind. Dazu zählen meines Erachtens folgende Gründe:

• In den meisten Zoohandlungen werden mehrere Tiere aus Platzgründen in einem meist viel zu kleinem Gehege gehalten. Goldhamster sind mit Beginn der Geschlechtsreife (ab der 4-5. Lebenswoche) absolute Einzelgänger. Werden die Tiere, wie in den meisten Tierhandlungen, in Gruppen gehalten drohen lebendbedrohliche und/oder verstümmelnde (siehe Steckbrief von Wilma) Macht- und Revierkämpfe bis zum Hamstertod. Natürlich werden verletzte oder verstorbene Hamster rechtzeitig aus Sichtweite der Kunden gebracht
• Aufgrund der vorherrschenden Geräuschkulisse (Krach, Lautsprecherdurchsagen, Musik, Stimmen, Gerüche und Laute anderer Tiere etc.) innerhalb einer Zoohandlung steht ein Goldhamster ständig unter enormen Stress
• Selbst wenn sich ein Goldhamster mit der Geräuschkulisse arrangiert hat und schläft, wird er für jeden Interessenten tagsüber mehrfach aus dem Schlaf gerissen. Jedes Wecken am Tage bedeutet für einen Hamster puren Stress und verkürzt seine natürliche Lebenserwartung von ca. 2-3 Jahren dramatisch

Natürlich gibt es auch Zoohandlungen oder private Züchter, in denen die Tiere von Anfang an vorbildlich in Einzelbehausungen bis zum Verkauf gehalten werden. Stattet man diesen tagsüber einen Besuch ab, wird man feststellen weit und breit keinen Hamster zu Gesicht zu bekommen. Erfahrene Hamsterzüchter oder Verkäufer werden dazu raten in den Abendstunden wiederzukommen, wenn sich die Tiere in ihrem natürlichen Wachrythmus befinden. Ferner kommt hinzu, dass ein Kaufinteressent einen wachen und aufgeweckten Goldhamster besser beurteilen kann, als einen verschlafenen und gereizten welcher schnell wieder versucht in sein Schlafhaus zu flüchten!

Ein Goldhamster benötigt eine ausgewogene Ernährung (Haupt- und Ergänzungsfutter, Frischfutter sowie tierisches Eiweiß) sowie einen artgerecht eingerichteten und ausreichend großen Käfig. Ein Hamsterkäfig benötigt viel Platz und handelsübliche belustigende, bunte und viel zu kleine Plastikkäfige oder "Flipperautomaten" haben mit artgerechter Hamsterhaltung absolut nichts zu tun! Ein Käfig sollte laut Tierschutzbund eine Mindestgröße von 60 x 50 x 50cm (BxTxH) haben und mit möglichst viel natürlichen und ungiftigen Einrichtungsgegenständen eingerichtet sein. Die Anschaffungskosten des Goldhamsters selbst sind zwar gering, aber die Einrichtung einer artgerechten und liebevollen Behausung kann je nach Umfang mehrere Hundert Euro (ausreichend großer Käfig: ca. 80-150 Euro, Einrichtung: ca. 50 Euro, Einstreu/Trockenfutter/Frischfutter: ca. 10 Euro/monatlich) kosten! 

Hamster sind kleine zarte Geschöpfe die ein sensibles und ruhiges Händchen benötigen um sie zu streicheln und mit ihnen zu "spielen". Davon abgesehen sind Hamster lediglich Tiere zum beobachten, denn an einer "echten" Beziehung zum Menschen sind sie weniger interessiert. Weiterhin sollte bedacht werden, dass Goldhamster - wie alle Nagetiere - kleine scharfe Zähnchen besitzen. Kommt ein Hamster in Not oder Bedrängnis nutzt er diese auch zur Verteidigung - schmerzhafte Verletzungen sind die Folge!   

Nicht zu vergessen sind eventuell anfallende Tierarztkosten im Krankheitsfall des Goldhamsters, auch wenn es sich um ein kleines Tier handelt sollten diese je nach Erkrankung (siehe Steckbrief: Wilma) nicht unterschätzt werden. Auch ein Hamster hat ein Recht auf tierärztliche Behandlung und somit Hilfe im Krankheitsfall, alles andere wäre in meinen Augen vorsätzliche Tierquälerei! Wird ein Goldhamster nicht artgerecht gehalten oder gefüttert, können sich schnell behandlungsbedürftige Krankheiten entwickeln.