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Abszesse (Eiteransammlungen)
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Abszess am linken Hinterbein von "Wilma", deutlich sichtbare Schwellung und Rötung der betroffenen RegionAbszesse sind sich eigenständig bildende, örtlich begrenzte sowie umkapselte (Abszesskapsel) infektiöse bzw. bakterielle (verursacht durch Bakterientoxine=Gifte) Eiteransammlungen in Weich-, Fettgeweben, Muskulatur oder Haut bzw. Unterhaut (beispielsweise Extremitäten, Kopf-, Halsregion, Kiefer, Backentaschen, Gesäuge. Diese können sich nahezu innerhalb jeder Körperregion bilden und unterschiedliche Ausmaße annehmen und sogar multipel (gehäuft, vermehrt) zum gleichen Zeitpunkt auftreten. In den meisten Fällen entstehen Abszesse durch vorausgegangene Bissverletzungen (als Ergebniss von Revier- oder Machtkämpfen nicht einzeln gehaltener geschlechtsreifer Hamster) oder anderen äußeren Einflüssen (Spritzen, Verletzungen durch spitze Gegenstände oder scharfkantiges Trockenfutter oder Äste).

Weiterhin können sich Abszesse begleitend zu einem Milbenbefall mit bereits durch häufiges und intensives Kratzen offenen Hautoberflächen manifestieren oder durch eine tumorös bedingte Haupterkrankung. Bösartige Tumoren haben unter anderem die Eigenschaft gesundes Gewebe zu zerstören. Dieses stirbt ab (Nekrose) und verflüssigt sich zu Eiter. Diese sogenannten abszendierten Tumorerkrankungen können begleitende Abszesse mit oder ohne bakterielle Beteiligung hervorrufen. Hauttumoren können sich ferner durch starkes belecken oder kratzen entzünden und bakteriell infizieren bis hin zur Bildung eines Abszesses.

Typische lokale Symptome eines Abszesses sind: Schwellung, Rötung, Wärme und Schmerzempfindlichkeit der jeweiligen Region. Je nach Stadium des Abszesses kommen ggf. Appetitlosigkeit, Aktivitätsverlust, Bewegungseinschränkungen und Abmagerung hinzu. 

Die sichere Diagnosestellung und anschließende Behandlung eines Abszesses obliegt einem Tierarzt. Dabei werden Abszesse je nach Ausdehnung entweder chirurgisch mittels Skalpell (chirurgisches Messer) gespalten (Abszessinzision) oder vollständig inklusive Abszesskapsel in Allgemeinnarkose entfernt. Im Anschluß sollte die Wundhöhle möglichst lange offen gehalten werden, um in den nachfolgenden Tagen die Wundhöhle ausreichend antiseptisch bzw. mit einer antibiotischen Lösung ausspülen zu können. Dieser Vorgang ist wichtig, um einer erneuten pathogenen Bakterienvermehrung durch den frühzeitigen Verschluss der Wunde vorzubeugen.

Orale Antibiotikagabe mittels Spritzkolbens ohne NadelIn den Tagen nach der Operation erfolgt die Nachbehandlung mit einem Antibiotikum (beispielsweise Baytril, Chloromycetin oder  Marbocyl), welches je nach Antibiotikum entweder mindestens eine Woche lang täglich durch den Tierarzt injeziert oder oral im heimischen Zuhause appliziert werden kann. Welche Therapieform für einen erkrankten Hamster in Frage kommt, wird tierärztlicherseits im Einzelfall entschieden.

In den Tagen nach einer erfolgten Operation sollte dringend auf eine ausreichende häusliche Hygiene geachtet werden. Pipi- und Kotecken sollten täglich ausreichend gesäubert werden und schnell verderbliche Frischfutterreste entsorgt werden. Weiterhin ist der Verzicht auf Einstreu mindestens eine Woche nach der Operation einzuhalten. Anstelle der gewohnten Einstreu können ungebleichte Haushaltspapierlagen den Käfigboden auskleiden und zerrissene kleinere Papierstücke das Heu zum Auspolstern des Schlafhauses ersetzen. Ist ein Operationstermin für eine Abszessentfernung zukünftig geplant und daher absehbar, sollte die Umstellung der Käfiginneneinrichtung bereits langsam vor der eigentlichen Operation erfolgen. Dadurch kann sich der Hamster frühzeitig auf die Veränderungen einstellen und sitzt nicht in ungewohnter Umgebung, wenn er vom Tierarzt nach seiner Operation wiederkommt.

Zusätzlich sollten Maßnahmen zur Immunsystemstabilisierung bzw. -stärkung, lokalen Wundbehandlung oder Schmerzmilderung durch ein Schmerzmittel (Analgetika) mit dem Tierarzt besprochen werden.

Leider treten Abszesse in einigen Fällen immer wieder erneut und multipel auf. Kann keine Ursache dafür gefunden werden (beispielsweise Haltungsfehler), ist meines Erachtens im Einzelfall darüber zu entscheiden wieviele Operationen einem betroffenen Hamster zugemutet werden können. 

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