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Gebärmuttererkrankungen (Endometritis, Pyometra, Zervizitis)
minimieren

Goldhamsterdame "Winnie"Hamsterweibchen sind alle 4-6 Tage für ca. 15 Stunden paarungsbereit (Östrus). Während dieser Zeit riechen sie in der Regel etwas strenger, d.h. ihr Körpergeruch verändert sich (süsslich, metallisch reichender Schleim aus der Gebärmutter bzw. des Gebärmutterhalses). Ein sicheres Anzeichen für die Paarungsbereitschaft Eurer Hamsterdame ist die sogenannte "Deckhaltung oder Deckstarre" - legt Ihr Eure Hand mit etwas Druck auf Ihren Rücken und sie erstarrt und streckt das Schwänzchen hoch könnt Ihr Euch ziemlich sicher sein, dass sie paarungsbereit ist. Die Veränderung des Körpergeruches, der zum Teil für uns Menschen unangenehm riechen kann, während der paarungsaktiven Zeit eines Hamsterweibchens ist völlig normal. In der freien Natur reagieren Hamstermännchen sehr sensibel auf diesen "Lockstoff" und nehmen diesen über große Entfernungen wahr.

Anatomisch werden die Geschlechtsteile weiblicher Hamster wie folgt gegliedert:

  • Scheide (Vagina)
  • Gebärmutterhals (Zervix uteri) ausgekleidet mit Schleimhaut (Endometrium)
  • Gebärmutter, zweigeteilt (Uterus)
  • Eierstöcke (Ovar bzw. Ovarien)
  • Eileiter (Tuben oder Tuba uterina

Wie alle Organe können sich auch die Geschlechtsorgane von weiblichen Hamstern entzünden. Oftmals gehen diese je nach Stadium mit der vollständigen Vereiterung der Gebärmutter (Pyometra) einher. Die Gebärmutter ist ein relativ großes Hohlorgan und kann daher hohe Mengen Eiter im Falle einer Entzündung aufnehmen. Verursacht werden diese Entzündungen durch vermehrt eindringende sogenannte kokken- oder stäbchenförmige Bakterien, wie Staphylo- oder Streptokokken sowie Corynebakterien u.a.

Leicht durch Eiter verschmutzte Anogenitalregion beim HamsterweibchenDiese Bakterien sind auf der gesunden Haut- und Schleimhautoberfläche der Scheide bzw. Analregion (Darmbakterien) anzutreffen und verursachen in der Regel keine Beschwerden. Überwinden diese Bakterien die natürliche Schutzbarriere (Gebärmutterhals) von der Scheide in die Gebärmutter und Eierstöcke (aufsteigende Infektion) und vermehren sich dort, können diese durch die übermäßige Produktion von sogenannten Toxinen ("organisches Gift" = Eiweissverbindungen, welche u.a. bei der Stoffwechselaktivität von Bakterien entstehen und anderen Organismen Schaden zufügen) beim Hamster eine Erkrankung auslösen. Umgekehrt können Bakterien die Gebärmutter über das Blut oder die Eierstöcke und Eileiter (absteigende Infektion) erreichen.

Folgende Faktoren begünstigen eine eitrige-bakterielle Infektion der gesamten Gebärmutter (Pyometra), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) oder des Gebärmutterhalses (Zervizitis):

  • Paarungsaktive Zeit der Weibchen: Der Gebärmutterhals ist während dieser Zeit leicht geöffnet und Bakterien können leichter in die Gebärmutter eindringen und eine Infektion verursachen
  • Direkt nach der Geburt von Hamsternachwuchs: Der Gebärmutterhals ("Geburtskanal") ist durch den Geburtsprozess noch längere Zeit geöffnet bis er sich wieder zusammenzieht
  • Immunschwäche/Abwehrschwäche des Hamsterweibchens durch Vorerkrankungen oder Auslöser von belastenden Stress
  • Tumorerkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, des Urogenitaltraktes (Harnblase) oder des Verdauungsapparates (Darm) mit einhergehender eitrig-bakterieller Entzündung
  • Vernachlässigung der Käfigreinigung, unreiner verkeimter Käfig, insbesondere der Pipi-, Kot- und Futterecken

Eiterausfluss bei offener Pyometra, Umfangsvermehrung der Unterbauchregion Leidet Eure Hamsterdame an einer eitrigen offenen Entzündung der weiblichen Geschlechtsorgane entleert sich in den meisten Fällen ein eitriges gelblich-grünliches Sekret (Achtung: Nicht mit dem natürlichen gelblich schimmernden Scheidensekret zu verwechseln!) aus ihrer Scheide. Dieses riecht sehr streng und übt man leichten Druck bzw. leicht massierende Bewegungen - auf den meist angespannten Bauch - des Hamsterchens aus, können sich zum Teil größere Mengen Eiter entleeren. Das Fell in der Scheiden-/ Afterregion ist bei einer offenen bakteriellen Gebärmutterinfektion mit Eiter verklebt und in Einzelfällen sogar mit Blut vermischt. Weitere Anzeichen für eine offene sowohl auch geschlossene (ohne sichtbareren Ausfluss von Eiteransammlungen aus der Scheide, d.h. der Eiter verbleibt und vermehrt sich im Innern des Hamsters) Gebärmutterentzündung können unter anderem sein:

  •  
  •  

  

  • Der Umfang der Hinterleibregion des Hamsterweibchens vergrößert sich, die untere Bauchregion fühlt ich prall gefüllt an. Beim vorsichtigen abtasten der Unterleibregion reagiert das Hamsterweibchen mit Schmerzen und versucht sich schnell aus dieser unangenehmen Situation zu befreien
  • Die Hinterleibregion zeigt stark bodenwärts und schleift fast über den Boden mit oder ohne Schiefhaltung der Wirbelsäule, schwankender schmerzhafter Gang, der Rücken kann nach oben aufgekrümmt sein im Sinne einer "Buckelhaltung"
  • Begleitende Konjunktivitis (Entzündung der Augen) als typische Nebenerkrankung einer Gebärmuttervereiterung
  • Anzeichen für alle Krankheiten: Gewichtsverlust, Futterverweigerung, Bewegungsunlust, Fellpflege wird vernachlässigt, Fell ist stumpf und struppig

Mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff ausgepolsterte Transportbox bei PyometraDer Gang zum Tierarzt ist an dieser Stelle unvermeidbar und sofort anzutreten auch wenn Eure Hamsterdame über einen guten Allgemeinzustand verfügt und munter durch den Käfig turnt. Breitet sich eine solche Infektion unkontrolliert und unbehandelt aus, kommt es unweigerlich zum Tod Eurer Hamsterdame (beispielsweise durch eine Sepsis = Ausbreitung des Erregers im gesamten Organismus über den Blutweg oder den Durchbruch der Gebärmutterwand mit Austritt der Eitermassen in den Bauchraum)!

Der Tierarzt untersucht Eure Hamsterdame gründlich und stellt Euch evtl. ein paar Fragen bezüglich etwaiger weiterer Auffälligkeiten oder Krankheitsanzeichen, wie Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust in den vergangenen Tagen. Kann der Tierarzt eine Tumorerkrankung ausschliessen und steht die Diagnose einer eitrigen-bakteriellen Gebärmutterentzündung fest, wird über das weitere Vorgehen (Procedere) der Behandlung entschieden. In den meisten Fällen sind ältere Hamsterweibchen (älter als 12 Monate) von dieser Erkrankung betroffen und es stehen nur zwei Behandlungsalternativen zur Verfügung: Konservative Therapie mit Antibiotika und zusätzlichen unterstützenden Medikamenten (Vitaminpräparate, homöopathische Mittel) oder die operative Therapie (Entfernung der Gebärmutter: Hysterektomie oder je nach Erkrankungsstadium der gesamten weiblichen Geschlechtsorgane).

In Abhängigkeit vom Alter des Hamsterweibchens, ihrem Allgemeinzustand bzw. ihrer gesamten körperlichen Konstitution und der Häufigkeit evtl. bereits wiederkehrender (rezidivierender) Gebärmutterentzündungen wird die geeignete Therapie festgelegt. Jede Operation bzw. jede Narkose eines Hamsters birgt eine Vielzahl von Komplikationen, da es sich in der Regel um sehr kleine Tiere handelt. Das Risiko eine operative Entfernung der Gebärmutter zu überleben beträgt 50/50, d.h. die Hälfte aller Hamsterdamen verstirbt bereits während der Operation oder an deren Folgen. Sprecht mit Eurem Tierarzt unbedingt die Möglichkeit oder den Versuch einer konservativen Antibiotikatherapie durch, bevor Ihr Euch für eine Operation entscheidet.

Aus eigener Erfahrung mit rezidivierenden Gebärmutterentzündungen unserer Hamsterdame "MinniMi" kann ich sagen, dass eine Therapie mit Antibiotika (--> nähere Informationen siehe unter: Antibiotikatherapie) durchaus erfolgreich verlaufen kann. Leider führt diese in einigen Fällen nicht langfristig zur vollständigen Heilung der Gebärmutterinfektion, d.h. die Infektion kann immer wieder in Erscheinung treten. Für unsere Goldhamsterdame "MinniMi" war eine mehrfache Antibiotikatherapie die einzige hoffnungstragende Alternative, denn eine Operation kam für sie aufgrund ihres Alters und der möglichen Risiken nicht in Frage. Mehr Informationen zur individuellen Therapie und dem Krankheitsverlauf von "MinniMi" könnt Ihr in ihrem Steckbrief nachlesen.

Spritzkolben/ Einwegspritzen ohne Kanüle/ NadelAntibiotika für die konservative Behandlungstherapie einer eitrig-bakteriellen Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane sind beispielsweise: Baytril (Wirkstoff: Enrofloxacin) sowie Marbocyl (Wirkstoff: Marboploxacin) oder Chloromycetin (Wirkstoff: Chloramphenicol) u.ä. (nähere Informationen siehe unter: Antibiotikatherapie). Antibiotika können unterschiedlich verabreicht werden, dabei unterscheidet man die orale, subkutane oder intramuskuläre Applikation. Die orale Gabe (direkt über das Mäulchen mittels Einwgspritze/Spritzkolben ohne Kanüle/Nadel!) von Antibiotika erfolgt in den meisten Fällen 2mal täglich in regelmäßigen Zeitabständen. Die genaue Dosierung hängt dabei vom Körpergewicht Eurer Hamsterdame ab und wird von Eurem Tierarzt darauf basierend exakt ermittelt.

Jede orale Gabe von Antibiotika bedeutet für Eure Hamsterdame natürlich auch Stress: Ihr müsst sie ggf. wecken und/oder ihr das Antibiotikum zwangsweise einflößen, wenn sie dieses nicht freiwillig annimmt. Mit unserer "MinnMi" hatten wir insofern keinerlei Probleme, das sie die Antibiotika auch aus ihrem Schlafhaus heraus freiwillig einnahm. Dafür mussten wir lediglich den Spritzkolben vor den Ein- und Ausgang des Schlafhauses halten, "MinnMi" streckte kurz das Köpfchen raus und schleckte den herausgedrückten Inhalt des Spritzkolbens brav ab. Unsere Tierärztin sagte uns, dass "Minni's" Antibiotika (Chloromycetin) mit einem für Hamster annehmbar schmeckenden Aroma versehen sei, welches den bitteren Beigeschmack des Antibiotikums weitestgehend überdeckt.

Antibiotikagabe bei der Goldhamsterdame "Winnie" aufgrund PyometraDie tägliche Injektion eines Antibiotikums durch Euren Tierarzt hat den Vorteil das Ihr sicher sein könnt, dass Eure Hamsterdame das Antibiotikum auch wirklich vollständig im Organismus aufnimmt. Empfehlen würde ich diese Prozedur aber nur, wenn sie sich absolut weigert die Antibiotika oral einzunehmen, es aus Eurer Sicht zeitlich nicht anders umzusetzten ist oder bei besonders schwerwiegenden Erkrankungsstadien in denen eine tägliche Überwachung durch einen Tierarzt notwendig ist.

In einigen Fällen ist es zusätzlich ratsam Vitamin- und Aufbaupräparate zu verabreichen. Eine Nebenwirkung von Antibiotika ist die Zerstörung der ebenfalls natürlich bakterienbesiedelten Darmflora. Durchfallerkrankungen oder Erlahmungen der Darmaktivität können die Folge sein. Zur Unterstützung und dem Wiederaufbau der Darmflora bei antibiotikaassoziierten Durchfällen sprecht mit Eurem Tierarzt über entsprechende Zusatzpräparate (Bird Bene Bac o.ä.) sowie die Gaben von immunstärkenden Vitamin- und Mineralpräparate (Vitacombex, Umijo Pet etc.).

In einigen Fällen kann die zusätzliche Gabe homöopathischer (pflanzlicher) Arzneimittel, wie Metrovetsan (enthält u.a. Pulsatilla vulgaris = Kuhschelle ), Sabina-Miniplex u.a. den Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut bzw. den Eiterabfluss erleichtern. In den ersten Tagen kann sich die Krankheitssymptomatik durch die Gabe dieser pflanzlichen Arzneimittel vorerst verstärken, bevor die eigentliche Wirkung eintritt.

Was kann ich noch unterstützend tun, damit es meiner Hamsterdame schnell besser geht?

  • Beobachtet Eure Hamsterdame während der gesamten Erkrankungszeit aufmerksamer als je zuvor und sucht im Zweifelsfall erneut Euren Tierarzt auf oder ruft diesen an und fragt telefonisch um Rat. 
  • Wiegt sie täglich (z.B. mit einer Lebensmittelwaage) und notiert ihr Gewicht, um auf Gewichtsabnahmen sofort reagieren zu können und ggf. mit der "Päppelfütterung" beginnt. Dafür eigenen sich beispielsweise handelsübliche Babybreie ohne Zucker- und Salzzusätze (fein pürrierte Gemüse- oder Obstbreie) oder Infrarot Wärmelampe mit 100 Watt, Käfigteilbestrahlungselbstgemachter geriebener Obst- und Gemüsebrei gf. mit Haferflocken gemischt. Wenn sie diese nicht aus einem Schälchen freiwillig zu sich nimmt, müsst Ihr anfangen diese mit einer Pipette zu füttern "Zwangsfütterung"
  • Käfigteilbestrahlungen mittels Wärmelampe (Infarotlampe max. 125-150 Watt) unterstützt den Heilungsprozess, wenn sie diese annimmt und sich bevorzugt darunter aufhält
  • Verzichtet ggf. auf Einstreu, welche sich mit auslaufendem Eiter an der Scheidenregion verklebt. Legt das Schlafhaus mit nicht gebleichtem naturbelassenen Haushaltsrollentüchern aus und gebt ihr genügend, damit sie sich ein Nest bauen kann. Dieses gilt auch nach einer erfolgten Operation.
  • Entfernung des Hamstersandbades, die feinen Sandkörner dringen vornehmlich in die erkrankte Gebärmutterregion vor und verlangsamen/verhindern den Heilungsprozess durch erneute Entzündungen
  • Wechselt und reinigt täglich eiterverschmutzte Käfigecken und vor allem den Untergrund ihres Schlafhauses - Hygiene und Sauberkeit ist jetzt ganz wichtig!
  • Wascht Euch nach jedem Kontakt zum Tier gründlich die Hände
  • Lasst ihr möglichst viel Ruhe, damit sie sich stressfrei erholen kann
  • Massiert vorsichtig ihr Bäuchlein, aber nur wenn sie dieses zulässt. Damit fördert Ihr zusätzlich den Abfluss von Eiteransammlungen aus der Gebärmutter
  • Setzt die Antibiotika niemals vor der mit dem Tierarzt besprochenen Therapiedauer ab - auch wenn die Symptome abgeklungen sind!

Generell gilt: Gebt Euer Hamsterchen nicht zu schnell auf und überdenkt im Interesse des Hamsterchen eine vielleicht voreilige Entscheidung über ihr Leben (Einschläferung). Gebt Eurer Hamsterdame eine faire Chance diese Krankheit zu überwinden, auch wenn eine höhere Tierarztrechnung daraus resultiert! Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben verdient!

Goldhamsterdame "Winnie"Hamsterweibchen sind alle 4-6 Tage für ca. 15 Stunden paarungsbereit (Östrus). Während dieser Zeit riechen sie in der Regel etwas strenger, d.h. ihr Körpergeruch verändert sich (süsslich, metallisch reichender Schleim aus der Gebärmutter bzw. des Gebärmutterhalses). Ein sicheres Anzeichen für die Paarungsbereitschaft Eurer Hamsterdame ist die sogenannte "Deckhaltung oder Deckstarre" - legt Ihr Eure Hand mit etwas Druck auf Ihren Rücken und sie erstarrt und streckt das Schwänzchen hoch könnt Ihr Euch ziemlich sicher sein, dass sie paarungsbereit ist. Die Veränderung des Körpergeruches, der zum Teil für uns Menschen unangenehm riechen kann, während der paarungsaktiven Zeit eines Hamsterweibchens ist völlig normal. In der freien Natur reagieren Hamstermännchen sehr sensibel auf diesen "Lockstoff" und nehmen diesen über große Entfernungen wahr.

Anatomisch werden die Geschlechtsteile weiblicher Hamster wie folgt gegliedert:

  • Scheide (Vagina)
  • Gebärmutterhals (Zervix uteri) ausgekleidet mit Schleimhaut (Endometrium)
  • Gebärmutter, zweigeteilt (Uterus)
  • Eierstöcke (Ovar bzw. Ovarien)
  • Eileiter (Tuben oder Tuba uterina

Wie alle Organe können sich auch die Geschlechtsorgane von weiblichen Hamstern entzünden. Oftmals gehen diese je nach Stadium mit der vollständigen Vereiterung der Gebärmutter (Pyometra) einher. Die Gebärmutter ist ein relativ großes Hohlorgan und kann daher hohe Mengen Eiter im Falle einer Entzündung aufnehmen. Verursacht werden diese Entzündungen durch vermehrt eindringende sogenannte kokken- oder stäbchenförmige Bakterien, wie Staphylo- oder Streptokokken sowie Corynebakterien u.a.

Leicht durch Eiter verschmutzte Anogenitalregion beim HamsterweibchenDiese Bakterien sind auf der gesunden Haut- und Schleimhautoberfläche der Scheide bzw. Analregion (Darmbakterien) anzutreffen und verursachen in der Regel keine Beschwerden. Überwinden diese Bakterien die natürliche Schutzbarriere (Gebärmutterhals) von der Scheide in die Gebärmutter und Eierstöcke (aufsteigende Infektion) und vermehren sich dort, können diese durch die übermäßige Produktion von sogenannten Toxinen ("organisches Gift" = Eiweissverbindungen, welche u.a. bei der Stoffwechselaktivität von Bakterien entstehen und anderen Organismen Schaden zufügen) beim Hamster eine Erkrankung auslösen. Umgekehrt können Bakterien die Gebärmutter über das Blut oder die Eierstöcke und Eileiter (absteigende Infektion) erreichen.

Folgende Faktoren begünstigen eine eitrige-bakterielle Infektion der gesamten Gebärmutter (Pyometra), der Gebärmutterschleimhaut (Endometritis) oder des Gebärmutterhalses (Zervizitis):

  • Paarungsaktive Zeit der Weibchen: Der Gebärmutterhals ist während dieser Zeit leicht geöffnet und Bakterien können leichter in die Gebärmutter eindringen und eine Infektion verursachen
  • Direkt nach der Geburt von Hamsternachwuchs: Der Gebärmutterhals ("Geburtskanal") ist durch den Geburtsprozess noch längere Zeit geöffnet bis er sich wieder zusammenzieht
  • Immunschwäche/Abwehrschwäche des Hamsterweibchens durch Vorerkrankungen oder Auslöser von belastenden Stress
  • Tumorerkrankungen der weiblichen Geschlechtsorgane, des Urogenitaltraktes (Harnblase) oder des Verdauungsapparates (Darm) mit einhergehender eitrig-bakterieller Entzündung
  • Vernachlässigung der Käfigreinigung, unreiner verkeimter Käfig, insbesondere der Pipi-, Kot- und Futterecken

Eiterausfluss bei offener Pyometra, Umfangsvermehrung der Unterbauchregion Leidet Eure Hamsterdame an einer eitrigen offenen Entzündung der weiblichen Geschlechtsorgane entleert sich in den meisten Fällen ein eitriges gelblich-grünliches Sekret (Achtung: Nicht mit dem natürlichen gelblich schimmernden Scheidensekret zu verwechseln!) aus ihrer Scheide. Dieses riecht sehr streng und übt man leichten Druck bzw. leicht massierende Bewegungen - auf den meist angespannten Bauch - des Hamsterchens aus, können sich zum Teil größere Mengen Eiter entleeren. Das Fell in der Scheiden-/ Afterregion ist bei einer offenen bakteriellen Gebärmutterinfektion mit Eiter verklebt und in Einzelfällen sogar mit Blut vermischt. Weitere Anzeichen für eine offene sowohl auch geschlossene (ohne sichtbareren Ausfluss von Eiteransammlungen aus der Scheide, d.h. der Eiter verbleibt und vermehrt sich im Innern des Hamsters) Gebärmutterentzündung können unter anderem sein:

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  • Der Umfang der Hinterleibregion des Hamsterweibchens vergrößert sich, die untere Bauchregion fühlt ich prall gefüllt an. Beim vorsichtigen abtasten der Unterleibregion reagiert das Hamsterweibchen mit Schmerzen und versucht sich schnell aus dieser unangenehmen Situation zu befreien
  • Die Hinterleibregion zeigt stark bodenwärts und schleift fast über den Boden mit oder ohne Schiefhaltung der Wirbelsäule, schwankender schmerzhafter Gang, der Rücken kann nach oben aufgekrümmt sein im Sinne einer "Buckelhaltung"
  • Begleitende Konjunktivitis (Entzündung der Augen) als typische Nebenerkrankung einer Gebärmuttervereiterung
  • Anzeichen für alle Krankheiten: Gewichtsverlust, Futterverweigerung, Bewegungsunlust, Fellpflege wird vernachlässigt, Fell ist stumpf und struppig

Mit chlorfrei gebleichtem Zellstoff ausgepolsterte Transportbox bei PyometraDer Gang zum Tierarzt ist an dieser Stelle unvermeidbar und sofort anzutreten auch wenn Eure Hamsterdame über einen guten Allgemeinzustand verfügt und munter durch den Käfig turnt. Breitet sich eine solche Infektion unkontrolliert und unbehandelt aus, kommt es unweigerlich zum Tod Eurer Hamsterdame (beispielsweise durch eine Sepsis = Ausbreitung des Erregers im gesamten Organismus über den Blutweg oder den Durchbruch der Gebärmutterwand mit Austritt der Eitermassen in den Bauchraum)!

Der Tierarzt untersucht Eure Hamsterdame gründlich und stellt Euch evtl. ein paar Fragen bezüglich etwaiger weiterer Auffälligkeiten oder Krankheitsanzeichen, wie Appetitlosigkeit oder Gewichtsverlust in den vergangenen Tagen. Kann der Tierarzt eine Tumorerkrankung ausschliessen und steht die Diagnose einer eitrigen-bakteriellen Gebärmutterentzündung fest, wird über das weitere Vorgehen (Procedere) der Behandlung entschieden. In den meisten Fällen sind ältere Hamsterweibchen (älter als 12 Monate) von dieser Erkrankung betroffen und es stehen nur zwei Behandlungsalternativen zur Verfügung: Konservative Therapie mit Antibiotika und zusätzlichen unterstützenden Medikamenten (Vitaminpräparate, homöopathische Mittel) oder die operative Therapie (Entfernung der Gebärmutter: Hysterektomie oder je nach Erkrankungsstadium der gesamten weiblichen Geschlechtsorgane).

In Abhängigkeit vom Alter des Hamsterweibchens, ihrem Allgemeinzustand bzw. ihrer gesamten körperlichen Konstitution und der Häufigkeit evtl. bereits wiederkehrender (rezidivierender) Gebärmutterentzündungen wird die geeignete Therapie festgelegt. Jede Operation bzw. jede Narkose eines Hamsters birgt eine Vielzahl von Komplikationen, da es sich in der Regel um sehr kleine Tiere handelt. Das Risiko eine operative Entfernung der Gebärmutter zu überleben beträgt 50/50, d.h. die Hälfte aller Hamsterdamen verstirbt bereits während der Operation oder an deren Folgen. Sprecht mit Eurem Tierarzt unbedingt die Möglichkeit oder den Versuch einer konservativen Antibiotikatherapie durch, bevor Ihr Euch für eine Operation entscheidet.

Aus eigener Erfahrung mit rezidivierenden Gebärmutterentzündungen unserer Hamsterdame "MinniMi" kann ich sagen, dass eine Therapie mit Antibiotika (--> nähere Informationen siehe unter: Antibiotikatherapie) durchaus erfolgreich verlaufen kann. Leider führt diese in einigen Fällen nicht langfristig zur vollständigen Heilung der Gebärmutterinfektion, d.h. die Infektion kann immer wieder in Erscheinung treten. Für unsere Goldhamsterdame "MinniMi" war eine mehrfache Antibiotikatherapie die einzige hoffnungstragende Alternative, denn eine Operation kam für sie aufgrund ihres Alters und der möglichen Risiken nicht in Frage. Mehr Informationen zur individuellen Therapie und dem Krankheitsverlauf von "MinniMi" könnt Ihr in ihrem Steckbrief nachlesen.

Spritzkolben/ Einwegspritzen ohne Kanüle/ NadelAntibiotika für die konservative Behandlungstherapie einer eitrig-bakteriellen Infektion der weiblichen Geschlechtsorgane sind beispielsweise: Baytril (Wirkstoff: Enrofloxacin) sowie Marbocyl (Wirkstoff: Marboploxacin) oder Chloromycetin (Wirkstoff: Chloramphenicol) u.ä. (nähere Informationen siehe unter: Antibiotikatherapie). Antibiotika können unterschiedlich verabreicht werden, dabei unterscheidet man die orale, subkutane oder intramuskuläre Applikation. Die orale Gabe (direkt über das Mäulchen mittels Einwgspritze/Spritzkolben ohne Kanüle/Nadel!) von Antibiotika erfolgt in den meisten Fällen 2mal täglich in regelmäßigen Zeitabständen. Die genaue Dosierung hängt dabei vom Körpergewicht Eurer Hamsterdame ab und wird von Eurem Tierarzt darauf basierend exakt ermittelt.

Jede orale Gabe von Antibiotika bedeutet für Eure Hamsterdame natürlich auch Stress: Ihr müsst sie ggf. wecken und/oder ihr das Antibiotikum zwangsweise einflößen, wenn sie dieses nicht freiwillig annimmt. Mit unserer "MinnMi" hatten wir insofern keinerlei Probleme, das sie die Antibiotika auch aus ihrem Schlafhaus heraus freiwillig einnahm. Dafür mussten wir lediglich den Spritzkolben vor den Ein- und Ausgang des Schlafhauses halten, "MinnMi" streckte kurz das Köpfchen raus und schleckte den herausgedrückten Inhalt des Spritzkolbens brav ab. Unsere Tierärztin sagte uns, dass "Minni's" Antibiotika (Chloromycetin) mit einem für Hamster annehmbar schmeckenden Aroma versehen sei, welches den bitteren Beigeschmack des Antibiotikums weitestgehend überdeckt.

Antibiotikagabe bei der Goldhamsterdame "Winnie" aufgrund PyometraDie tägliche Injektion eines Antibiotikums durch Euren Tierarzt hat den Vorteil das Ihr sicher sein könnt, dass Eure Hamsterdame das Antibiotikum auch wirklich vollständig im Organismus aufnimmt. Empfehlen würde ich diese Prozedur aber nur, wenn sie sich absolut weigert die Antibiotika oral einzunehmen, es aus Eurer Sicht zeitlich nicht anders umzusetzten ist oder bei besonders schwerwiegenden Erkrankungsstadien in denen eine tägliche Überwachung durch einen Tierarzt notwendig ist.

In einigen Fällen ist es zusätzlich ratsam Vitamin- und Aufbaupräparate zu verabreichen. Eine Nebenwirkung von Antibiotika ist die Zerstörung der ebenfalls natürlich bakterienbesiedelten Darmflora. Durchfallerkrankungen oder Erlahmungen der Darmaktivität können die Folge sein. Zur Unterstützung und dem Wiederaufbau der Darmflora bei antibiotikaassoziierten Durchfällen sprecht mit Eurem Tierarzt über entsprechende Zusatzpräparate (Bird Bene Bac o.ä.) sowie die Gaben von immunstärkenden Vitamin- und Mineralpräparate (Vitacombex, Umijo Pet etc.).

In einigen Fällen kann die zusätzliche Gabe homöopathischer (pflanzlicher) Arzneimittel, wie Metrovetsan (enthält u.a. Pulsatilla vulgaris = Kuhschelle ), Sabina-Miniplex u.a. den Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut bzw. den Eiterabfluss erleichtern. In den ersten Tagen kann sich die Krankheitssymptomatik durch die Gabe dieser pflanzlichen Arzneimittel vorerst verstärken, bevor die eigentliche Wirkung eintritt.

Was kann ich noch unterstützend tun, damit es meiner Hamsterdame schnell besser geht?

  • Beobachtet Eure Hamsterdame während der gesamten Erkrankungszeit aufmerksamer als je zuvor und sucht im Zweifelsfall erneut Euren Tierarzt auf oder ruft diesen an und fragt telefonisch um Rat. 
  • Wiegt sie täglich (z.B. mit einer Lebensmittelwaage) und notiert ihr Gewicht, um auf Gewichtsabnahmen sofort reagieren zu können und ggf. mit der "Päppelfütterung" beginnt. Dafür eigenen sich beispielsweise handelsübliche Babybreie ohne Zucker- und Salzzusätze (fein pürrierte Gemüse- oder Obstbreie) oder Infrarot Wärmelampe mit 100 Watt, Käfigteilbestrahlungselbstgemachter geriebener Obst- und Gemüsebrei gf. mit Haferflocken gemischt. Wenn sie diese nicht aus einem Schälchen freiwillig zu sich nimmt, müsst Ihr anfangen diese mit einer Pipette zu füttern "Zwangsfütterung"
  • Käfigteilbestrahlungen mittels Wärmelampe (Infarotlampe max. 125-150 Watt) unterstützt den Heilungsprozess, wenn sie diese annimmt und sich bevorzugt darunter aufhält
  • Verzichtet ggf. auf Einstreu, welche sich mit auslaufendem Eiter an der Scheidenregion verklebt. Legt das Schlafhaus mit nicht gebleichtem naturbelassenen Haushaltsrollentüchern aus und gebt ihr genügend, damit sie sich ein Nest bauen kann. Dieses gilt auch nach einer erfolgten Operation.
  • Entfernung des Hamstersandbades, die feinen Sandkörner dringen vornehmlich in die erkrankte Gebärmutterregion vor und verlangsamen/verhindern den Heilungsprozess durch erneute Entzündungen
  • Wechselt und reinigt täglich eiterverschmutzte Käfigecken und vor allem den Untergrund ihres Schlafhauses - Hygiene und Sauberkeit ist jetzt ganz wichtig!
  • Wascht Euch nach jedem Kontakt zum Tier gründlich die Hände
  • Lasst ihr möglichst viel Ruhe, damit sie sich stressfrei erholen kann
  • Massiert vorsichtig ihr Bäuchlein, aber nur wenn sie dieses zulässt. Damit fördert Ihr zusätzlich den Abfluss von Eiteransammlungen aus der Gebärmutter
  • Setzt die Antibiotika niemals vor der mit dem Tierarzt besprochenen Therapiedauer ab - auch wenn die Symptome abgeklungen sind!

Generell gilt: Gebt Euer Hamsterchen nicht zu schnell auf und überdenkt im Interesse des Hamsterchen eine vielleicht voreilige Entscheidung über ihr Leben (Einschläferung). Gebt Eurer Hamsterdame eine faire Chance diese Krankheit zu überwinden, auch wenn eine höhere Tierarztrechnung daraus resultiert! Jedes Lebewesen hat ein Recht auf Leben verdient!

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