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Parasitärer Befall mit Haarbalg- oder Grabmilben
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Haarbalgmilben oder Haarmilben (in der Systematik gehören sie zur Klasse der Spinnentiere/ Gattung Demodex, Myobia oder Myocotes) sind bei genauer Inspektion als kleine schwarze Punkte im Fell bzw. auf der Hamsterhaut (am Haarbalg oder Haaransatz) mit dem bloßen Auge zu erkennen. Diese Ektoparasiten ("Außenschmarotzer") siedeln sich besonders im Kopf- und Flankenbereich an und verursachen in den meisten Fällen keine nennenswerten Symptome beim Wirt (Träger der Milben). Die Haarbalgmilbe ernährt sich im Vergleich zur Grab- oder Räudemilbe (siehe unten) von oberflächlich an der Haut bzw. am Fellkleid anhaftenden Fett- und Geweberesten.

Vermehren sich die Haarbalgmilben zu einem verstärken Befall (Demodikose), können diese unseren Hamsterchen ersthafte Probleme bereiten. Dazu gehören Symptome wie:

  • Verstärkte Unruhe (Stress) mit hektischen Putzbewegungen
  • Juckreiz und häufiges kratzen mit den Krallen der Vorder- und Hinterpfoten
  • Schuppige gerötete, teilweise schorfige Hautstellen
  • Plötzliche hastige Putzattacken und beißen der Haut

Treten diese oder eines dieser Symptome auf, kann nur ein Tierarzt die sichere Diagnose für Haarbalgmilben stellen - dieses gilt generell für jeden parasitären Befall egal welcher Art. Der Tierarzt entnimmt für die Diagnosestellung entweder ein kleines Haarbüschel oder ein Tesafilmabklatschpräparat. Dafür wird ein Streifen Tesafiilm auf die mutmaßlich betroffenen Hautstellen geklebt und sofort wieder abgezogen, um dieses anschließend unter einem Mikroskop zu untersuchen.

Grab- oder auch Räudemilben (in der Systematik gehören sie zur Klasse der Spinnentiere/ Gattung: Sarcoptes - oder Notoedres-Milben) bereiten unseren kleinen Hamsterfreunden größere Schwierigkeiten als die Pelzmilbe. Grabmilben leben nicht auf der Hautoberfläche, sondern bohren sich mit ihren Kieferklauen (Mundwerkzeuge) in die Oberhaut (Epidermis). Dort legen die Weibchen tiefere Gänge an, in denen sie ihre Eier zur Fortpflanzung ablegen. Die Männchen der Grab- oder Räudemilbe leben in eher oberflächlich gelegeneren Hautschichten. 

Nach ca. 5 Tagen schlüpfen aus den abgelegten Eiern die Larven, diese häuten sich und entwickeln sich im weiteren Verlauf zu den sogenannten noch nicht geschlechtsreifen Nymphen. Nach weiteren 3 Tagen haben die Nymphen die Geschlechtsreife erlangt und gelten als ausgewachsene eigenständige Milbe. Die Nahrungsaufnahme der Grab- oder Räudemilbe erfolgt über Gewebesäfte des Wirtes (Träger der Parasiten: Hamster).

Nur in seltenen Fällen können diese wirtsspezifischen Milben auf uns Menschen (Zoonose) übergehen und verursachen bei uns eine Sarcoptes-Räude oder umgangssprachlich auch "Krätze" genannt.

Zu den typischen Symptomen eines parasitären Befalls mit Grab- oder Räudemilben gehören:

  • Starker Juckreiz mit sehr häufigen intensiven kratzen
  • Schorfige oder leicht blutende aufgekratzte Hautstellen 
  • Hektische unruhige Bewegungen und beißen der Haut
  • Auffallende Aggressivität ansonsten handzahmer Hamster
  • Gewichtsabnahme
  • Hamster wirkt apathisch und erschöpft
  • Haarausfall bis zum kompletten Verlust des Fellkleides

Also wartet nicht zu lange, wenn Euer Hamster ein oder mehrere Symptome eines parasitären Befalls zeigt und sucht schnellstmöglich einen Tierazt auf. Grab- oder Räudemilben sind schwerer zu diagnostizieren als Haarbalgmilben, da sie teilweise tief in der Haut sitzen. Ein sogenanntes tiefes "Hautgeschabsel" (Abtragung der erkrankten Hautstellen mit einem scharfen Löffel oder Skalpell) entnommen, welches anschließend labortechnisch aufbereitet wird (beispielsweise Kalilaugenpräparat: Kalilauge tötet die Milbe innerhalb der Haut und macht sie somit besser für die anschließende mikroskopische Untersuchung durch den Tierarzt sichtbar). Einige erfahrene Tierärzte verzichten auf diese relativ aufwendige Untersuchungsmethode und stellen die Diagnose auf einen bestimmten Befall mit Milben aufgrund des klinischen Bildes und Eurer Beschreibung des Hamsterverhaltens.

Wie werden Milben tierärztlich behandelt?

Die Milbenbehandlung erfolgt nachdem sichergestellt wurde, dass es sich tatsächlich um einen Milbenbefall handelt. In der heutigen Praxis haben sich dafür sogenannte "Spot-on" Präparate (beispielsweise Handelsmarken wie Ivomec oder Stronghold) bewährt. Einige genauestens dosierte bzw. verdünnte Tropfen des  "Spot-on"-Präparates werden dabei vom Tierarzt im Nacken des Hamsters aufgetropft und eingerieben. Von dort verteilt es sich im Verlauf der Zeit auf dem ganzen Körper und manifestiert sich in den Haarwurzeln sowie Talgdrüsen der Haut. *** Solange sich das Präparat noch direkt auf der Haut befindet, dass Fell also nass ist: Den Hamster nicht anfassen (ca. 30 min.) bzw. nach dem Kontakt mit dem "Gift" gründlich Eure Hände waschen! *** Der Wirkstoff (beispielsweise bei Ivomec: Ivermectin) wird über einen längeren Zeitraum von der Haut (Haarwurzeln, Talgdrüsen) gespeichert und über Wochen in Intervallen freigegeben. Die adulten (erwachsenen) nahrungsaufnehmenden Milben (inklusive der Larven und Nymphen) werden dadurch in ihrem Wachstum gehemmt bzw. gelähmt und sterben letztendlich nach 2-3 Tagen ab.

Die Eier der Milbe bleiben von der Behandlung unberührt, denn diese nehmen den Wirkstoff nicht über die Milben-Nahrung auf. Um sicher zu stellen, das auch die zwischenzeitlich neu geschlüpften Milben abgetötet werden, ist eine zweite Behandlung nach ca. 10 Tagen erforderlich. Erfolgt keine Zweitbehandlung, auch wenn die Symptome bereits abgeklungen sind, können sich die Milben erneut ausbreiten und die Erstbehandlung war zwecklos!

Die Wirkungsdauer einiger Präparate hält länger an und eine zweite Behandlung ist bei diesen nicht zwingend erforderlich. Fragt dafür bei Eurem Tierarzt nach, ob und wann Ihr wieder kommen sollt.

Viele dieser "Spot-on" Präperate wirken gegen eine Vielzahl von Milbenarten (breites Wirkungsspektrum) und sogar gegen andere Ektoparasiten ("Außenschmarotzer"), wie beisielsweise bestimmte Läuse- oder Floharten. Eine weitere Behandlungsmöglichkeit in die

*** Auf eine prophylaktische Milbenbehandlung sollte unbedingt verzichtet werden, wenn es nicht zwingend erforderlich ist. Es handelt sich schließlich um die Applikation eines hochwirksamen toxischen "Giftes" - nicht nur für die Bekämpfung der Parasiten, sondern auch für Euren kleinen Hausfreund! *** 

Ebenfalls nicht empfehlenswert sind handelsübliche Präparate aus der Zoohandlung (Sprays, Tropfen etc.) gegen Milben oder andere parasitäre Erkrankungen. Diese erwiesen sich in der Vergangenheit als wenig wirksam und der Gang zum Tierarzt blieb nicht aus!

Generell sollten auch auf die Behandlung mit Sprays, Sprühlotionen oder gar Badezusätzen verzichtet werden. Diese gelangen sehr schnell in die Atemwege des Hamsterchens und ferner kann es schnell zu einer Überdosierung (Symptome: starke Speichelabsonderung, tiefe Bewusstlosigkeit, Pupillen weiten sich, zittern) des Wirkstoffes für den kleinen Hamsterorganismus kommen.

Eine Alternative zum "Spot-on" Präparat ist die Injektion (Spritze) eines Milbenpräparates durch den Tierarzt. Diese kann zwar genau dosiert werden, bedeutet aber zusätzlichen Stress für den Hamster durch den Behandlungsablauf. 

Was sollte ich tun, nachdem mein Hamster behandelt wurde?

Spätestens nach der zweiten Behandlung oder nachdem sichergestellt ist, dass alle Milben abgetötet wurden ist es dringend erforderlich alle Käfigteile gründlich abzureinigen (siehe Tips für die krankheitsbedingte Intensivreinigung des Hamsterkäfigs auf dieser Seite). Reinigt Ihr den Käfig nich gründlich genug, kann es zu einem erneuten Milbenbefall kommen und alles geht von vorne los! Also erspart Eurem kleinen Schützling diese für ihn sehr stressige Prozedur!

*** VORSICHT: Besitzt Ihr mehrere Hamster und nur einer ist mit Milben befallen (zum Beispiel ein "Neuzugang") ist es ratsam das befallene Tier in Quarantäne (Standorttrennung der Käfige) zu halten. Milben können durch den direkten Kontakt oder unzureichende Vorsichtsmaßnahmen Eurerseits (Hygiene: Nach jedem Kontakt zum Tier gründlich die  Hände waschen und kontaktierte Kleidung wechseln bzw. die Berührung vermeiden!) auf andere gesunde Tiere (und in seltenen Fällen auch auf Euch --> siehe Zoonose) übertragen werden.

Warum hat mein Hamster überhaupt Milben?

Hatte Euer Hamsterchen schonmal Milben, stellt Ihr Euch bestimmt die Frage: Warum ausgerechnet mein Hamster? Was habe ich falsch gemacht? Ein gesunder Hamster erkrankt nur in seltenen Fällen an einem ausgeprägten Milbenbefall. Im Grunde genommen ist es nicht auszuschließen, dass sich immer ein paar Milben auf Eurem Hamster befinden, diese können beispielsweise von Außen durch Heu, Einstreu oder den Kontakt zu anderen befallenen Tieren eingeschleppt worden sein. Jeder Organismus verfügt über eine natürliche Schutzbarriere -das Immunsystem - um sich im Normalfall gegen Parasiten und andere krankmachenden Keime zu widersetzen. Ist das Immunsystem geschwächt oder stark angegriffen - beispielsweise durch eine Vorerkrankung oder andere Faktoren (siehe Schwächung des Immunsystems) können sich Parasiten, Bakterien und Pilze ungehindert vermehren und krankmachende Symptome verursachen. Die Vermehrung von Parasiten wird ebenfalls durch eine unzureichende oder zu häufige und intensive Käfigreinigung begünstigt. Hinzu kommen ggf. nicht hamstergerechte Einrichtungsgegenstände aus Kunststoffen, welche durch eine unzureichende Belüftung und Feuchtigkeitsbildung das parasitäre Wachstum begünstigen. Kurz gesagt: Mehrere Faktoren spielen eine Rolle, damit es zu einem krankmachenden Milbenbefall kommt. Dieser Prozess kann unter Umständen mehrere Monate dauern bis sich erste Symptome eines parasitären Befalls zeigen. Daher beobachtet euren Hamster gut, zeigt er erste Anzeichen eines parasitären Befalls ist der Gang zum Tierarzt unumgänglich. Ein besonderes Augenmerk ist meiner Erfahrung nach auf Zoohandlungstiere zu richten, nicht selten sind diese bereits haltungs- und stressbedingt stark milbenbefallen.

*** Ist ein Hamsterchen einem extremen parasitären Befall über einen zu langen Zeitraum ausgesetzt, bedeutet dieses für ihn:  Stress bis zur völligen Erschöpfung - nicht selten endet ein solcher Befall tödlich! ***

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